Gedanken zur aktuellen Zeit
Inspiriert von einem schönen Spaziergang mit einer lieben Freundin, die mir stets freundlich, hilfsbereit und unterstützend entgegen kommt, möchte ich ein paar Gedanken zur aktuellen – wieder mal sehr herausfordernden – Zeit mit euch teilen.
Unsicherheit und Angst begleiten uns nun schon fast ein ganzes Jahr lang. Zwei Gefühle, die vielen von uns naturgemäß großes Unbehagen bereiten und einige von uns vor eine ziemliche Herausforderung stellen, auch mich.
Seit vielen Monaten und speziell seit Anfang November wieder suche auch ich nach einer guten Haltung, nach der „richtigen“ Positionierung. Soll man Stellung beziehen? Ja, muss man nicht gerade als Psychotherapeut seine Sicht der Dinge darstellen? Und was ist dafür die richtige Plattform?
Klar ist, dass Angst und Unsicherheit die vorherrschenden Gefühle dieser Zeit sind. Auch den meisten bekannt sein dürfte, dass diese beiden Gefühle Stress erzeugen, der sich negativ auf das Immunsystem auswirkt – nicht gerade das, was wir jetzt gerade eigentlich brauchen können. Natürlich könnte ich jetzt gegen Politiker wettern, die bewußt und offen zugeben, dass sie Angst in der Gesellschaft bewußt erzeugt haben, damit die Maßnahmen, die aus deren Sicht sinnvoll erscheinen, umgesetzt werden können. Es ist eine bekannte Tatsache, dass man mit Emotionen Menschen und Menschenmassen steuern kann, mit Vernunft und logischem Denken eher weniger. Was würde ich als Verantwortlicher tun?
Es ist leicht, Fehler auszumachen und gegen etwas zu wettern. Aggression ist eine natürliche Antwort von Säugetieren auf Gefahr. Viele sind derzeit sehr verzweifelt und wütend und kanalisieren so ihre Ängste durch polarisierende und radikale Positionen. Die einen „kämpfen“ gegen Masken, die für sie Vorboten von noch viel Schlimmerem sind, die anderen gegen die „Covidioten“, die sie und ihre Liebsten gefährden. Es ist schwer, gemäßigte Stimmen zu finden, die sich irgendwo dazwischen oder gar in differenzierten Betrachtungen wiederfinden. Das ist auch nicht wirklich einfach. Denn das Gefühl, etwas tun zu können, sich nicht ganz so ohnmächtig und hilflos zu fühlen, ist immer noch besser, als sich die eigene Unsicherheit eingestehen zu müssen. Nicht zu wissen, was denn nun wirklich das „Richtige“ ist.
Beim Spaziergang mit meiner Freundin durfte ich zwei wichtige Erkenntnisse gewinnen, die ich gerne mit euch teile.
Erstens: Kontakt zu einem mir wohl gesonnen, lieben Menschen, der mir Mitgefühl und Freundlichkeit entgegenbringt, wirkt sich sehr entspannend auf mein Nervensystem und damit auf meinen Stresspegel aus. Ich bin jetzt ruhiger und entspannter. Genau, was meinem Immunsystem jetzt gut tut. Danke, liebe Freundin! <3
Zweitens: sich die eigene Unsicherheit einzugestehen, sich einzugestehen, einmal eben NICHT zu wissen, was das Richtige ist, ist schwer, aber für mich jetzt gerade die „richtige“ Position. Diese Unsicherheit auszuhalten, sich die eigene Angst einzugestehen und anzunehmen. In der Akzeptanz von dem was ist, liegt eine große Kraft. Vielleicht sogar eine noch größere Kraft, als ins Kämpfen (gegen was auch immer) oder Fliehen (Rückzug) zu verfallen, oder im schlimmsten Fall in Todesfurcht ganz zu erstarren.
In der „Compassion Focussed Therapy“ (CFT), die viele Elemente aus dem Buddhismus, vor allem Akzeptanz und Achtsamkeit, übernommen hat, findet sich so etwas, wie ich es von einem Spruch meiner Oma her kenne:
„Lieber Gott, gib mir die Gelassenheit,
Dinge hinzunehmen, die ich nicht ändern kann,
den Mut, Dinge zu ändern, die ich ändern kann,
und die Weisheit, das eine vom anderen zu unterscheiden.“
Ich wünsche euch und mir die Gelassenheit, die wir in dieser schwierigen Zeit brauchen. Auch sie wird vorüber gehen und wir werden wieder entspannt und unbeschwert beisammen sitzen und lachen und feiern. Ja, warum nicht mit den ersten 6 Freunden am Lagerfeuer, die dies lesen, liken und teilen? … muss aber nicht sein 😉
Und ich wünsche euch eine Freundin wie meine. Denn gegen Angst und Unsicherheit, das wissen alle meine Kolleginnen und Kollegen, hilft am besten: Kontakt mit lieben Menschen und damit das Gefühl von Verbindung und Sicherheit.
Wer sich eingehender mit CFT beschäftigen möchte, dem empfehle ich die Bücher von Paul Gilbert. Wer unter starken Ängsten leidet, kann das Buch von Dennis Tirch: „Selbstmitgefühl als Weg durch Angst und Panik“ lesen.