Die Gesellschaft verändert sich
Mehr als 40% aller Kinder, die heute geboren werden, werden ihren 18. Geburtstag nicht mit ihren leiblichen Eltern feiern können, weil diese sich bis dahin getrennt haben werden. In Großstädten ist diese Zahl noch wesentlich höher. Die Zahl der alleinerziehenden Mütter und Väter wird immer größer, die Zahl der – vorübergehend oder dauerhaft – Alleinlebenden erst recht.
Die Bedeutung, die das Familienleben auf heranwachsende Kinder und Jugendliche hat wird von folgenden Faktoren geprägt:
- das Verhältnis der Geschlechter zueinander
- die Beziehung zwischen Eltern und Kindern
- der Zusammenhang mehrerer Generationen, d.h. die Verbindung der Familie zu den Ursprungsfamilien der Eltern und Großeltern
- sozio-kulturelle Einflüsse aus der Gesellschaft
Freiheit
Als moderne Menschen haben wir die Freiheit uns auch gegen unsere biologische Ausstattung zu verhalten – wir müssen aber auch einen Preis dafür zahlen. Unsere Natur versorgt uns mit Antriebskräften oder Motiven. Deren Umsetzung ist in fast allen Aspekten sehr stark von unserem sozialen Zusammenhang geprägt.
Darüber hinaus muss aber auch das Bild, das die Menschen von sich selbst haben, mit der Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft in einen Sinnzusammenhang gebracht werden. Die Frage lautet: „Wo kommen wir her, wo gehen wir hin?“ – und sie wird in allen Kulturen gestellt. Das ist die eigentliche Identitätsfrage des Menschen.
Soziale Verbindungen
Alle sozialen Institutionen der Menschen, wie Ehe, Familie, aber auch die Entstehung von Gemeinden und Nationen, haben eine Idee ihrer Herkunft (die sich in Traditionen, Mythen und Geschichten offenbart) sowie ihrer Zukunft (Pläne, Vererbung von Wissen und Besitz, Vorstellungen über das Leben nach dem Tode, etc.).
In der Familie haben wir es daher nicht nur mit Bindungs- und Beziehungsdynamiken zu tun, sondern ebenso mit einer Mehrgenerationendynamik, die den Familien einmal mehr, einmal weniger bewusst sind.
Ordnungen und Störungen dieser Systeme wirken auf alle Familienmitglieder, jetzt und in zukünftigen Generationen und gehören daher zu den mitbestimmenden Faktoren psychischer Stabilität und Gesundheit des Menschen.
Die systemische Familientherapie hat viele verschiedene Möglichkeiten, um mit bekannten, aber auch mit unbekannten Störungen in solchen Systemen zu arbeiten. Und das Schönste daran: „Verändert sich nur ein Element des Systems, verändert sich dadurch auch das ganze System.“
(Quelle: Georgi, Levold, Wedekind: „Familientherapie – Was sie kann, wie sie wirkt, wem sie hilft“ – pal 1990)